In Salzburg wurde gewählt, was aber können wir aus dem Wahlkampf davor lernen? Nettigkeit. Die Kandidaten gingen miteinander einfach nett um. Warum? Darum! Der Kommunist von heute ist nett, er trägt Pulli, Lederhose oder Dirndl, pachtet eine Alpenvereinshütte und hat ein Jahresabo für die Red Bull Arena. So gestaltete sich auch der Wahlkampf in Salzburg, den es als Kampf nie gab. Nur als Kuscheln. Kampfkuscheln bestenfalls. Und da war ja auch noch die SPÖ, die in Wien ist gemeint. Die erstellte ihre Kandidatenliste für die Nationalratswahl. Und was für ein Wunder: Alle Babler-Unterstützer wurden degradiert.
Die Kopfnüsse testeten diesmal aus, wie nett der Wahlkampf in Salzburg wirklich war. Die beiden Kandidaten, Bernhard Auinger (SPÖ) und Kay-Michael Dankl (KPÖ), wurden gebeten, fünf Gründe zu nennen, warum jemand sie und nicht den jeweils anderen wählen sollte. Und sieht da, die beiden übermittelten nette Antworten. Der rote Kandidat schickte mir seine fünf Gründe mit ein paar Smileys dekoriert, der dunkelrote Kandidat meldete sich per SMS und fragte, ob es eh nicht zu spät wäre, wenn er die Antworten erst in einer Stunde schickt. Nett, oder?
Keiner würdigte den anderen herab, der Kay nicht den Bernhard und der Bernhard nicht den Kay. Also, Auinger hätte ja schreiben können: "Die Brillenschlange mit dem Danklblick wollt's ihr echt als Bürgermeister haben? Ernsthaft? Ein Kummerl im Strickpulli von der Omi? Seid's ihr auf einer Mozartkugel ausgerutscht?" Und Dankl: "Der O'zwickte soll besser sein als ich? Der kriegt bei den Osterfestspielen noch ohne Ausweis Kinderkarten, politisch ist der ein Leichtgewicht, was in der SPÖ gar nicht mehr so einfach ist."
Es geht aber nicht überall so nett zu wie in Salzburg. Um in den Nationalrat zu kommen, muss man in der SPÖ an wählbarer Stelle auf einer der drei Parteilisten stehen, der Bundesliste, der Landesliste oder der Regionalwahlliste. In ist, wer drin ist. Am Montag der ablaufenden Woche stellte Wien seine Landesliste und seine Regionalwahlliste vor und siehe da, alle, die sich für Andreas Babler ins Zeug geworfen hatten, finden sich unter ferner liefen. Das kann natürlich Zufall sein, eher aber ist es "eine Machtdemonstration der Wiener gegenüber Babler", wie mir ein mit der Materie Vertrauter sagte, und ich war nicht einmal überrascht.